Stummfilmfestival in der St. Johanniskirche
Sunrise – A Song of Two Humans
Eine dramatische Dreiecksgeschichte: Eine mondäne Stadtschönheit verbringt die Sommerfrische auf dem Land, verführt dort einen jungen Dörfler und überredet ihn, seine Ehefrau bei einer Bootsfahrt auf dem See umzubringen. Liebestrunken willigt er ein, kommt jedoch im letzten Moment zur Besinnung. Die Frau flieht in die Stadt, wo sich beide etwas später auf einem großen Rummelplatz wiederbegegnen … SUNRISE ist ein Traum. Ein Kinotraum, der lachen lässt und weinen und staunen. SUNRISE erzählt eine dramatische Geschichte voller Tragik, die aufgehoben wird in Versöhnung und Glück. Eine Geschichte, die mit unvorhergesehener chaplinesker Komik und Ausgelassenheit überrascht, um dann erneut den Atem stocken zu lassen. Dieser Film ist beides: Kunstwerk und Kino der Gefühle. Eine Sinfonie aus Licht, Schatten und Bewegung und spannender Unterhaltung. Eine Synthese zwischen deutschem Film-Expressionismus und dem Ausstattungsreichtum Hollywoods. Niemals zuvor und niemals danach hatte Murnau ähnliche Freiheiten, seine ästhetischen und dramaturgischen Vorstellungen zu realisieren. „SUNRISE ist Murnaus Meisterwerk. Alle jene Eigenschaften, die Murnau in seinen deutschen Filmen entwickelt hat, kommen in diesem ersten amerikanischen Film zum Ausdruck.“ (Lotte Eisner)
USA 1927, 91 Min., FSK 6
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau Mit: George O’Brian, Janet Gaynor Nach „Die Reise nach Tilsit“ von Hermann Sudermann
Live an der Orgel: Bernd Eberhardt
Donnerstag 27.3. um 19.30 Uhr in der St. Johanniskirche
Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 15 Euro
Im Kino Lumière
Paris im Schlaf
Als Albert, der als Wächter des Eiffelturms arbeitet, am Morgen aufwacht, merkt er schnell, dass etwas mit Paris nicht zu stimmen scheint. Obwohl bereits die Sonne aufgegangen ist, sind die Straßen der Stadt wie leergefegt. Und die wenigen Menschen, denen er begegnet, scheinen alle zu schlafen – selbst diejenigen, die irgendwo herumstehen. Doch dann trifft er unterwegs auf eine junge Frau und vier Männer, die an dem Morgen per Fesselballon aus Marseille angekommen sind und ebenso verwundert sind über die vielen schlafenden Menschen. Was ist geschehen? Und warum sind sie als einzige verschont geblieben? René Clairs surreale Fantasy-Komödie Paris im Schlaf zeigt Erfindergeist und schwungvolle Absurdität. Clair arbeitete mit allen Mitteln der Filmtrickkiste und schuf ein kleines Meisterwerk des Avantgarde-Kinos, in dem spielerisch Raum und Zeit wie ein Jo-Jo auf und abgerollt werden. Der Film wurde zur Gänze in den Straßen von Paris und auf dem Eiffelturm gedreht und erlaubt so einen faszinierenden Blick in die französische Hauptstadt vor 100 Jahren.
Mit Überraschungs-Kurzfilm!
F 1924, ca. 90 Min., FSK 0 Englische Zwischentitel
Regie: René Clair Mit: Henri Rollan, Albert Préjean, Madeleine Rodrigue
Live am Klavier: Björn Jentsch
Freitag 28.3. um 20.15 Uhr im Kino Lumière
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 9 Euro
Im Kino Lumière
12. Silent Movie Slam
Das Dutzend ist voll: Bereits zum zwölften Mal präsentieren wir den Göttinger Silent Movie Slam der Stummfilmkomik, eine bunte Mischung aus bekannteren und unbekannteren Slapstickfilmen und Komikern. Und wieder hat das Göttinger Publikum Gelegenheit, den neuen King of Comedy zu küren. Diesmal treten an: die lange vergessene Alice Guy-Blaché, die erste weibliche Comedy-Regisseurin überhaupt; der exzentrische Charley Bowers, der auf einzigartige Weise Slapstick mit Trickfilm verbindet; der geniale Buster Keaton, „der Mann der niemals lachte“; und Harold Lloyd, der junge Mann mit der Brille, berühmt durch seine wahnwitzigen Hochhaus-Kraxeleien. Die Entscheidung trifft am Schluss wieder das Publikum. Und zu gewinnen gibt es auch was, nämlich drei Slapstick-DVDs zum Weiterlachen zuhause. Es lohnt sich also auf jeden Fall, dabei zu sein!
Das sind die Filme:
CANNED HARMONY: Ein junger Mann gibt sich als Geigenvirtuose aus.
THERE IT IS: Charley Bowers kämpft mit einem durchgeknallten Gespenst.
THE SCARECROW: Buster macht auch als Vogelscheuche eine gute Figur.
NEVER WEAKEN: Harold landet mal wieder auf einem Hochhausgerüst.
USA 1912-1928, ca. 100 Min., FSK 0
Live am Klavier: Björn Jentsch
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 9 Euro
Samstag 29.3. um 20.15 Uhr
Stummfilmfestival im Deutschen Theater
Menschen am Sonntag
Berlin im Sommer 1929. Vier junge Leute machen einen Sonntagsausflug ins Grüne, an den Wannsee. Ein unbeschwerter Sommertag mit Picknick, Tretbootfahren, Musikhören und Flirten, und danach geht man wieder auseinander – der Alltag lauert bereits hinter der nächsten Ecke … MENSCHEN AM SONNTAG ist einer der letzten deutschen Stummfilme und zugleich der schönste, der charmanteste, der modernste. Eine Allerweltsgeschichte und doch unvergesslich, bezaubernd in ihrer spielerischen Leichtigkeit. Ein bewusster Kontrast zu den Traumfabrik-Produktionen der UFA – und zugleich ein einzigartiges filmhistorisches Dokument über Berlin in der Zeit vor der großen Wirtschaftskrise und der Machtübernahme Hitlers. Es war das Projekt junger filmbegeisterter Künstler, darunter Billie Wilder, Robert Siodmak und Fred Zinnemann, die wenige Jahre später emigrieren mussten und dann in Hollywood große Karriere machten. Geld hatte man keines, dafür jede Menge Enthusiasmus und größtmögliche Freiheit: locker improvisiertes Drehbuch, Laiendarsteller von der Straße, gefilmt ausschließlich vor Ort in Berlin (Wannsee, Havel, Grunewald). So entstand der erste deutsche Independent-Film, Vorläufer des Neorealismus und aus heutiger Sicht noch immer erfrischend unkonventionell und voller Liebe zum Detail.
D 1929/30, 80 Min., FSK 0
Buch & Regie: Robert Siodmak, Edgar E. Ulmer, Billie Wilder, Fred Zinnemann Mit: Brigitte Borchert, Christel Ehlers, Wolfgang von Waltershausen, Erwin Splettstösser, Annie Schreyer
Sonntag 30.3. um 20 Uhr im DT
Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro
Vorverkauf und Karten nur im Deutschen Theater!
Live am Flügel: Stephan Graf von Bothmer