Willkommen beim 17. Göttinger Stummfilmfestival
Das 17. Göttinger Stummfilmfestival bietet wieder ausgewählte Klassiker und Neuentdeckungen aus einer Epoche, als der Film noch ganz visuelle Kunst war, ohne Sprache, aber immer mit muskalischer Begleitung. Zur Eröffnung vertont Stadtkantorist Bernd Eberhardt live an der Orgel der Johanniskirche DAS WACHSFIGURENKABINETT, einen frühen Höhepunkt des Fantasy-Films in Deutschland. Bei der märchenhaften Liebesgeschichte SHIRAZ aus Indien lauschen wir Sitarklängen von Anoushka Shankar, während beim kultigen SILENT MOVIE SLAM Björn Jentsch am Stummfilmklavier und diversen anderen Instrumenten ordentlich Gas gibt. Noch einmal erleben kann man Björn Jentsch am Sonntag in der Galavorstellung im Deutschen Theater, wo er am Konzertflügel Charlie Chaplins unsterbliche Komödie MODERNE ZEITEN mitreißend musikalisiert. Und auch der Kinderfilm steht diesmal mit Chaplins erstem Spielfilm DER VAGABUND UND DAS KIND im Zeichen des Stummfilms.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen!
Stummfilmfestival in der St. Johanniskirche
Das Wachsfigurenkabinett
Ein junger Mann lässt sich als Schreiber für ein Wachsfigurenkabinett engagieren. Dort erfindet er illustre Geschichten um die wichtigsten Exponate: Jack the Ripper, Iwan der Schreckliche und Harun al Raschid, Kalif von Bagdad. Beflügelt wird die Fantasie des jungen Mannes von der Tochter des Schaustellers – und schon nehmen die Geschichten ihren Lauf … DAS WACHSFIGURENKABINETT ist ein Klassiker des Gruselfilms
und gleichzeitig „ein Höhepunkt und zugleich fast der Abschluss des expressionistischen Films. Traumhaft verspielte Filmarchitektur (…) für eine
zwischen Realität und Halluzination fluktuierende Geschichte.“ (Rainer Rother, künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek)
Wir zeigen DAS WACHSFIGURENKABINETT in einer aufwändig restaurierten Fassung mit dem Kantor der Göttinger St. Johanniskirche, Bernd Eberhardt, an der Orgel.
Deutschland 1924, 80 Min., FSK: o.A. Viragierte Fassung
Regie: Paul Leni Mit: Wilhelm Dieterle, Emil Jannings, Werner Krauß, Olga Belajeff, Conrad Veidt
Donnerstag 11.4. um 19.30 Uhr in der St. Johanniskirche
Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 15 Euro
Live-Musikbegleitung an der Orgel: Bernd Eberhardt
Die Liebesgeschichte zum Taj Mahal
Shiraz
Das Filmmelodrama SHIRAZ ist eine Entdeckung. Es basiert auf der wahren Geschichte hinter dem Taj Mahal im indischen Uttar Pradesh. Fürst Shah Jahan hat das schönste Monument der Liebe im 17. Jahrhundert seiner Geliebten bauen lassen. Der aus München stammende Regisseur Franz Osten erzählt diese Liebesgeschichte hinter dem Monument: Die junge Prinzessin Arjumand entkommt bei einem Karawanenüberfall knapp dem Tod. Ein Töpfer nimmt das Mädchen bei sich auf und nennt es Selima. Sein eigener Sohn Shiraz verliebt sich unsterblich in Selima, bevor sie von Sklavenhändlern entführt und als Bedienstete an den Fürsten Shah Jahan verkauft wird …
Der Film war 1928 eine deutsch-indische Großproduktion und konnte es spielend mit vergleichbaren Werken aus Hollywood aufnehmen. Gedreht wurde in realen Dekors mit ungezählten Statisten, 300 Kamelen und sieben Elefanten. Himansu Rai, der den Film produziert hatte, spielt den armen Töpfer Shiraz, der ein Leben lang um seine Geliebte kämpft.
SHIRAZ ist ein prachtvolles Stück Erzählkino, sorgsam restauriert und von der Musik Anoushka Shankars begleitet, die sich als Sitarspielerin einen eigenen Namen gemacht hat, den Spuren des legendären Vaters Ravi Shankar folgend.
D/GB/Indien 1928, 106 Min., FSK 12
Regie: Franz Osten
Mit: Himansu Rai, Enakshi Rama Rau, Charu Roy, Seeta Devi Freitag 12.4. um 20 Uhr im Lumière
Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 8 Euro
Freitag 12.4. um 20 Uhr im Lumière
Für Kinder und Erwachsene
Der Vagabund und das Kind / The Kid
Der Vagabund Charlie findet ein Neugeborenes direkt neben ein paar Mülltonnen. Anfangs versucht er das Baby wieder loszuwerden, doch dann fasst er sich ein Herz und kümmert sich liebevoll um das Kleine. Er gibt dem Jungen den Namen John und zieht ihn groß. Gemeinsam werden sie ein unschlagbares Team.
„Charlie Chaplin ist einer der bekanntesten und beliebtesten Komiker der Filmgeschichte. Seine Filme sprühen vor Witz und Einfallsreichtum. Bei seinem ersten langen Spielfilm (von 1921!) hat er nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und sogar die Filmmusik komponiert! Jackie Coogan, der damals erst fünfjährige Darsteller des Kindes, wurde durch diesen Film zu einem der ersten Kinderstars der Filmgeschichte. Sein Spiel zählt zu den besten Schauspielleistungen eines Kindes aller Zeiten! Also nicht abschrecken lassen von alten Filmen, nur weil sie schwarz-weiß sind oder, wie in diesem Fall, sogar stumm – sie haben oft ganz viel zu erzählen.“ (kinderfilmwelt.de)
USA 1921, 54 Min., FSK: o.A.
Regie: Charles Chaplin
Mit: Charlie Chaplin, Jackie Coogan, Edna Purviance
Samstag 13.4. und Sonntag 14.4. um 15 Uhr im Lumière
Funny Girls und Tortenschlacht
11. Silent Movie Slam
Zum elften Mal präsentieren wir den Göttinger Silent Movie Slam der Stummfilmkomik. Wieder hat das Göttinger Publikum Gelegenheit, den neuen King – oder die neue Queen – of Comedy zu küren. Denn in mühevoller Arbeit haben Filmhistoriker:innen in den letzten Jahren zahlreiche Kurzfilme mit weiblichen Comedians aufgespürt, die völlig zu Unrecht fast vergessen waren. Freuen wir uns also auf die Funny Girls Alice Howell, Fay Tilcher und Anita Garvin & Marion Myron, die lustvoll etablierte Geschlechterrollen auf den Kopf stellen und den Männern zeigen, was eine Harke ist. Dazu die restaurierte Fassung eines Laurel & Hardy-Klassikers mit der größten Tortenschlacht der Filmgeschichte. Und zu gewinnen gibt es auch was, nämlich drei Slapstick-DVDs zum Weiterlachen zuhause. Es lohnt sich also auf jeden Fall, dabei zu sein!
Das sind die Filme:
A PAIR OF TIGHTS: Anita und Marion müssen sich mit zwei geizigen Kavalieren herumschlagen.
ROWDY ANN: Fay Tilcher schwingt ihr Lasso im Wilden Westen.
CINDERELLA CINDERS: Alice Howell mischt eine vornehme Party auf.
THE BATTLE OF THE CENTURY: Stan & Ollie schmeißen mit Torten. Mit sehr vielen Torten …
USA 1919-1927, ca. 100 Min., FSK: o.A.
Live-Musikbegleitung am Klavier: Björn Jentsch
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 9 Euro
Samstag 13.4. um 20 Uhr im Lumière
Stummfilmfestival im Deutschen Theater
Moderne Zeiten
Charlie, der Tramp, arbeitet in einer Fabrik am Fließband. Weil er mit dem unmenschlichen Arbeitstempo nicht mithalten kann, wird er entlassen. Auf der Straße gerät er in eine Demonstration und wird prompt als vermeintlicher Rädelsführer verhaftet. Als Charlie aus dem Gefängnis freikommt, trifft er ein Straßenmädchen und verliebt sich. Aber auch ihr droht das Zuchthaus, weil sie Brot gestohlen hat …
Chaplins geniale Tragikomödie erzählt die kritische Geschichte über den Menschen im Räderwerk der modernen Technik. Gleichzeitig ist der Film ein mit Galgenhumor gespickter Abgesang auf die berühmte Tramp-Figur und die Stummfilmära. Zahlreiche Szenen und Bilder des Films sind ins kollektive Gedächtnis eingegangen: Unvergesslich der zwischen den Zahnrädern einer gigantischen Maschine eingeklemmte Chaplin, diec haarsträubende Rollschuhfahrt in einem menschenleeren Kaufhaus oder die berühmte Schlussszene, in der Charlie mit seiner Freundin einer
ungewissen Zukunft entgegengeht … Ein poetischer Film über Sehnsucht, Liebe und Gemeinschaft.
USA 1936, 89 Min., FSK 6 Buch & Regie: Charles Chaplin
Mit: Charles Chaplin, Paulette Goddard, Henry Bergman, Chester Conklin
Sonntag 14.4. um 20 Uhr im DT
Eintritt: 21 Euro, ermäßigt 14.50 Euro
Vorverkauf und Karten nur im Deutschen Theater!
Live-Musikbegleitung am Flügel: Björn Jentsch