Rio Reiser zum Geburtstag / Gedenken an Heiner Kondschak
König von Deutschland
Von Politik, Liebe, Sehnsucht und Gerechtigkeit, vom Traum vom besseren Leben und „noch viel mehr“ sang Rio Reiser. 2004 inszenierte Heiner Kondschak am Landestheater Württemberg-Hohenzollern das Stück KÖNIG VON DEUTSCHLAND, in dem Reisers Leben chronologisch erzählt wird. Im Zentrum steht seine Musik, von Kondschak neu arrangiert und live von den Schauspielern gespielt. Das Stück lässt die Zeit und ihre Ideale wieder aufleben und wurde glücklicherweise hier filmisch festgehalten. Heiner Kondschak begann als Straßenmusikant, wurde zum Musikalischen Leiter unter anderem fünf Jahre lang am Jungen Theater in Göttingen und am Landestheater Tübingen. Seit 2002 war er freischaffend, inszenierte an mehreren Theatern und tourte 22 Jahre lang mit der „Randgruppencombo“ und einem Gundermann-Programm durch Deutschland.
Am 12. August ist Heiner Kondschak gestorben. Rio Reiser wäre am 9. Januar 75 Jahre alt geworden.
D 2005, 86 Min., FSK 0 Regie: Stefan Paul Mit: Sören Wunderlich, Till Bauer, Heiner Kondschak u.a.
Donnerstag 9.1. um 20 Uhr
Nosferatu – Phantom der Nacht
Der Makler Renfield schickt seinen Angestellten Jonathan Harker nach Transsylvanien zum Grafen Dracula, der ein Haus in Wismar kaufen will. Dracula verliebt sich in das Bild von Harkers Frau Lucy und macht sich auf den Weg nach Wismar … Werner Herzog hat nicht einfach ein Remake eines berühmten Stummfilms gemacht (Lotte Eisner: „das ist kein Remake, das ist eine Wiedergeburt.“); er hat vielmehr einem klassischen Werk seine Reverenz erwiesen, hat mit der Vorlage gespielt, sie zitiert, sie variiert. Verändert ist bei ihm die Figur des Dracula, die nicht nur Schreckgespenst, sondern auch bemitleidenswerter Außenseiter ist – den Außenseitern in manch anderen Herzog-Filmen verwandt. Dracula scheitert auch hier, aber diesmal reißt sein Scheitern die ganze Welt mit in den Untergang. Die Kontinuität des Bösen – das ist das Thema, das durchaus modern und zeitgerecht erscheint. Herzog will seinen Film nicht nur als cineastische Anknüpfung an die große Tradition des deutschen Stummfilms verstanden wissen, er wollte auch „Zeitgeist“ einfangen – die Angst und die Unsicherheit der Gegenwart.
Deutschland/F 1978, 107 Min., FSK 16
Regie: Werner Herzog Buch: W. Herzog, nach Motiven des Films von F.W. Murnau und dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker
Mit: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz, Jacques Dufilho
Sonntag 12.1. um 20 Uhr mit Einführung
In Koop mit dem Centre for Modern Indian Studies (CeMIS)
Prisoner No. 626710 is Present
Am 13. September 2020 wurde Umar Khalid, ein charismatischer Studierendenaktivist, auf der Grundlage des drakonischen „Unlawful Activities Prevention Act“ verhaftet. Das Gesetz erlaubt es dem indischen Staat, Menschen, die er als „Terroristen“ bezeichnet, ohne ein rechtsstaatliches Verfahren zu inhaftieren. Umars Verbrechen? Als indischer Muslim hatte er es gewagt, gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz zu protestieren, das der Staat seinen Bürger*innen aufzwingen wollte. Umar Khalids enge Freund*innen rekonstruieren unter anderem mit Aufnahmen seiner politischen Reden die Ereignisse, die zur seiner Verhaftung führten. Umar Khalid wartet jetzt seit über 1.600 Tagen auf eine faire Anhörung vor Gericht. Nach der Vorführung besteht die Möglichkeit, den Film und die Situation politischer Gefangener in Indien mit dem Filmemacher Lalit Vachani (CeMIS) und mit Michael Gottlob, dem Indien-Spezialisten von Amnesty International Deutschland, zu diskutieren.
Der Eintritt ist frei!
Indien/D 2024, 60 Min., FSK: k.A. OF (Hindi/Englisch) mit engl. UT
Regie: Lalit Vachani
Donnerstag 16.1. um 19.30 Uhr
In Kooperation mit der Supporters Crew 05 e.V.
A guardia di una fede
In der Welt der Fußball-Ultras hat die Fankurve von Atalanta Bergamo europaweit einen besonderen Stellenwert. Bergamo-Fans kommen früher oder später in der Curva Nord zusammen, um zum „Wächter eines Glaubens“ zu werden. Diesen Weg gingen auch Regisseur Andrea Zambelli und sein Hauptprotagonist Claudio „Bocia“ Galimberti, der heute Steuermann auf einem Fischerboot in der Adria ist. „Bocia“ war sein ganzes Leben lang Mitglied der Ultras aus Bergamo. Seine absolute Hingabe für die Stadt und den Verein machten ihn seit 2000 zum unangefochtenen Anführer der Curva Nord. A GUARDIA DI UNA FEDE zeichnet die letzten zwei Jahrzehnte von Claudio Galimbertis Leben nach, eine Zeit, in der die italienische Gesellschaft rasante Entwicklungen durchgemacht hat. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei in den 1990er Jahren, die zu zahlreichen Prozessen und zu Bocias Exil führten. Darüber hinaus beschreibt Zambelli auch den Prozess, durch den der Fußball von einem „Sport für alle“ zum globalen Geschäft wurde.
I 2023, 103 Min, OmU, FSK 16
Regie: Andrea Zambelli Mit: Claudio „Bocia“ Galimberti
Sonntag 19.1. um 17.30 Uhr
In Kooperation mit der Letzten Generation
Bis hierhin und wie weiter?
Was löst es in Menschen aus, wenn ein Hungerstreik nicht mehr ausreicht? Wenn die Menschen, deren Zukunft man zu retten versucht, nicht wirklich zuhören? Die 19-jährige Lina, Mitbegründerin der Letzten Generation, möchte durch zivilen Ungehorsam den Druck auf die Regierung in Zeiten der Klimakrise verstärken. Für ihre Mitstreiter:innen Taura, Guerrero, Charly und Fuchs geht diese Form des Protests nicht weit genug: Es müssen andere Wege her. Der mehrfach preisgekrönte Film begleitet seine fünf Protagonist:innen ein ganzes Jahr hautnah bei ihren Aktionen. Er fängt dabei freundschaftliche, intime Momente ein, zeigt aber auch die Schwierigkeiten, mit denen sich die Aktivist:innen täglich konfrontiert sehen – von Ohnmachtsgefühlen über heftigste Beschimpfungen auf der Straße bis hin zur Strafverfolgung. Wie weit sind sie bereit zu gehen? Wo liegen ihre Grenzen, um für ihre Ideale einzustehen?
Im Anschluss gibt es die Möglichkeit zum Gespräch mit Lina Eichler, Protagonistin im Film, und weiteren Mitgliedern der Letzten Generation (OG Göttingen).
D 2023, 91 Min., FSK 12
Regie: Felix Maria Bühler
Donnerstag 23.1. um 19.30 Uhr
In Kooperation mit der Tibet-Initiative Deutschland, Regionalgruppe Göttingen
Weisheit des Glücks
Auf dem Höhepunkt seines Lebens, im Spannungsfeld zwischen tibetischbuddhistischen Traditionen und der westlichen, globalisierten Gesellschaft betrachtet der Dalai Lama unsere heutige, moderne Welt mit ihren technischen und gesellschaftlichen Errungenschaften, die am Rande eines drohenden Klimakollaps um die Beendigung von Gewalt und Krieg kämpft. Als erster Friedensnobelpreisträger, der für sein Engagement zum Schutz unseres Planeten ausgezeichnet wurde, zeigt uns der Dalai Lama, dass die Erschaffung einer friedlicheren und glücklicheren Welt für alle Lebewesen möglich ist und dass jede und jeder die dafür notwendigen Werkzeuge in sich trägt. Mit seinen Erfahrungen, wachem Geist und Humor skizziert der bald 90-Jährige Wege zu einem zufriedenen Leben: Das Glück beginnt mit bedingungslosem Mitgefühl und liegt in unseren Händen.
Am Donnerstag 23.1. gibt es im Anschluss ein Gespräch mit Christof Spitz, dem langjährigen deutschen Dolmetscher des Dalai Lama und Vorstandsmitglied der Tibet Initiative Deutschland.
CH 2024, 90 Min., OmU, FSK 6
Regie: Barbara Miller
Donnerstag 23.1. bis Mittwoch 29.1.
Uraufführung in Kooperation mit Wälderwärts e.V.
Fährtenlesen – Auf Spurensuche zurück zur Natur
Tiere beobachten, nachdem sie weggelaufen sind – das ist Fährtenlesen. Der Film begleitet Heide Ulrich, eine erfahrene Spurenleserin, die ihre Leidenschaft und ihr Wissen an Teilnehmende eines besonderen Kurses weitergibt. Über den Verlauf eines Jahres entdecken sie die Geschichten, die im Boden, im Schnee und überall in der Natur verborgen liegen – von geheimnisvollen Trittsiegeln bis zu winzigen Fraßspuren. Plötzlich wird die Landschaft wieder lebendig und die vielen Tiere, die unseren Lebensraum teilen, werden für uns erfahrbar. Der Film offenbart nicht nur die Kunst des Fährtenlesens, sondern auch seine Bedeutung für Natur- und Artenschutz und nicht zuletzt, wie dieses uralte Wissen uns helfen kann, die Natur neu zu verstehen und unsere Verbindung zu ihr zu vertiefen.
Regisseur Uwe Zimmermann und Heide Ulrich sind zum Gespräch anwesend. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 4 Euro
Als Vorfilm zeigen wir Uwe Zimmermanns Kurzfilm: Der Wolf im Bienenpelz (Sonderpreis in der Kurzfilm-Sektion des diesjährigen Europäischen Filmfestival Göttingen).
Göttingen 2024, ca. 50 Min., FSK: k.A.
Regie: Uwe Zimmermann
Sonntag 26.1. um 17.30 Uhr
In Kooperation mit dem Institut für Ethnologie
Destination Samoa – Zwei Wanderer zwischen den Welten
1999 entstand in Göttingen der Dokumentarfilm DESTINATION SAMOA, der das Leben zweier Wanderer zwischen den Welten dokumentiert: Der Polizist Tyrone Laurenson und der Security Beamte Michael Alofa pendeln als Menschen, die in zwei polynesischen Kulturen aufgewachsen sind, zwischen Auckland in Neuseeland und Apia in Samoa. Der Film veranschaulicht durch die Darstellung des Alltags und der Gefühle der Protagonisten die doppelte kulturelle Beheimatung von Migranten: Er portraitiert zwei Menschen, die in ihrer samoanischen Kultur verwurzelt sind und gleichzeitig eine zweite, westlich orientierte Identität in Neuseeland leben. Auch nach 30 Jahren hat der Film nichts an seiner Aktualität verloren. Gemeinsam mit der Autorin und Ethnologin Ortrud Krickau plant der Göttinger Filmemacher Markus Hüsgen nun einen zweiten Teil des Films: „Destination Samoa Reloaded“.
Im Anschluss an das Screening können sich interessierte Zuschauer:innen im Rahmen einer Q&A mit den Filmemacher:innen austauschen.
Göttingen 1999, 62 Min., FSK: k.A. engl. OF mit dt. UT
Regie: Rolf Husmann, Markus Hüsgen und Peter Mesenhöller
Donnerstag 30.1. um 19.30 Uhr